Wettstetten turnt

Die Tribünen waren voll besetzt und die Stimmung gleich von Beginn an bestens. Hundert strahlende Turnkinder, motivierte Betreuer und begeisterte Zuschauer: Die Turngala des Wettstettener Sportvereins am Sonntag zeigte die große Bedeutung des Turnens beim Nachwuchs - und bot anderthalb Stunden ansteckende Kinderfreude und viel sportliches Können.
 
Zu lauter Musik wuseln 30 Minis vom Eltern-Kind-Turnen in schwarzen Hosen und weißen T-Shirts in die Wettstettener Mehrzweckhalle, winken fröhlich in die Runde und durchlaufen an der Seite von Mama, Papa oder Oma einen bunten Parcours. Als Motto der Gala haben die beiden Initiatorinnen und Trainerinnen Tanja Schweigard und Anja Meudt „Walt Disney“ gewählt, alle Lieder und Choreografien sind passend ausgesucht. Die Eltern-Kind-Gruppe ist als „101 Dalmatiner“ unterwegs, nach ihnen turnen die 4-6-jährigen „Zwergerl“ im Dschungel(buch): Sie balancieren auf imaginären Baumstämmen, müssen blitzschnell einem gefährlichen Tier ausweichen oder sich in Lianengestrüpp fortbewegen.
 
Der zehnjährige Maximilian ist schon fast seine ganze Grundschulzeit beim Schülerturnen dabei. „Das macht einfach richtig Spaß, und es ist toll, heute auch mal vor Publikum zu zeigen, was wir können“, findet er. Zusammen mit seiner Gruppe präsentiert er ein flottes, abwechslungsreiches Programm: Freihändig oben auf den Barrenholmen laufen? Verschiedene Sprünge vom Kasten hinunter oder gar einen Salto wagen? Alles kein Problem für den Viertklässler, dem das Trampolinspringen am besten gefällt, wie er verrät.
 
Körperbeherrschung, Beweglichkeit und Mut zeigen auch die Mädchen aus der Gerätturngruppe. Ob beim Sprung, bei Einzelvorführungen an Reck, Stufenbarren und Schwebebalken oder schließlich beim gemeinsamen Bodenturnen - bei manchen Übungen bleibt den Zuschauern fast der Atem weg. „Es ist doch etwas ganz anderes, ob man das im Fernsehen sieht oder hier live die eigene Enkelin“, staunt ein Großvater im Publikum.
 
Die Gerätturn-Trainerinnen Tanja Schweigard und Anja Meudt – beide als Diplom-Ingenieurinnen berufstätig - haben ihren Schwerpunkt bewusst auf die Freude am Sport gelegt. „Bei uns steht nicht nur die Leistung im Vordergrund. Es ist einfach klasse, wenn alle mit Elan und Vergnügen dabei sind“, erläutert Meudt. Eine besondere Freude ist für die Gruppe die neue Tumblingbahn, die vom Preisgeld eines Wettbewerbs zum Thema „Teamgeist“ (Schweigard und Meudt hatten hierfür einen Kurzfilm über ihre Turnabteilung gedreht und den Preis für die beste Themaumsetzung gewonnen) und Zuschüssen der Gemeinde und des Vereins angeschafft werden konnte. Auf ihr bewegen sich die Turnmädels mit Rädern, Handstandüberschlägen und Flick-Flacks fast fliegend durch die Halle.
 
„Es ist einfach gigantisch gelaufen“, zeigen sich die beiden Organisatorinnen nach der Veranstaltung höchst zufrieden. Der in ihrem Film vorgestellte Teamgeist sei bei der Gala zur Anwendung gekommen. „Jeder hat einen Beitrag geleistet, sowohl die Gruppen als auch die Eltern - und unser geniales Betreuer-Team sowieso; viele super Ideen haben sich klasse ergänzt“, berichtet Schweigard. Das Strahlen der Kinder habe sie alle Extra-Trainingseinheiten vergessen lassen, so die 50-Jährige, die selbst auch noch aktiv turnt. Fast nebenbei kommt im Gespräch zur Sprache, wie lange sie den Wettstettener Turnernachwuchs schon betreut. „Seit 32 Jahren“, sagt sie lächelnd.
 
Ab dieser Woche wird sie mindestens ein Kind mehr im Training haben: Die zehnjährige Emilia ist eigentlich wegen ihrer Freundin zum Zuschauen gekommen. Sie hat vor anderthalb Jahren mit dem Gerätturnen aufgehört, kann aber beim Anblick der vielen Mädchen in ihren schwarz-blau-pinken Turnanzügen kaum still sitzen bleiben. „Ich fange wieder an, turnen ist einfach wunderbar“, sagt sie mit tiefster Überzeugung. Dann läuft sie los, um gleich den Trainerinnen Bescheid zu geben.

Anne Gülich